„Die Individualisierung der Therapie steht im Zentrum“

1. Mai 2023 | Allgemein | 0 Kommentare

Wo steht die Innovation in der Onkologie und Hämatologie? Prof. Dr. Sacha Rothschild im Interview. Er leitet die Onkologie und Hämatologie am Kantonsspital Baden und vertritt den Health Innovation Hub am KSB.

Von Carole Bolliger

Medizinische Innovationen schneller und fokussierter voranbringen, neue Geschäftsmodelle entwickeln und Kooperationen mit Start-ups lancieren: Dies sind die Ziele des KSB Health Innovation Hub, den das KSB 2018 gegründet hat. Prof. Dr. Rothschild, wie sollen diese Ziele erreicht werden?

Ich kann primär für die Onkologie und Hämatologie sprechen. Was da sicherlich relevant ist, sind möglichst viele Studienaktivitäten, interessante Sponsoren zu haben, Partner an Land zu ziehen und interessante Studien für unsere Patientinnen und Patienten zu machen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, an der medizinischen Innovation teilzuhaben. Als KSB wollen wir uns aktiv an der Innovation in der Medizin beteiligen. Dafür ist der Innovationshub eine wichtige Plattform. Wir gehen aber auch einen Schritt weiter und bauen eigene Projekte auf. Für mich zurzeit im Zentrum stehen die Studien mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung (SAKK).

Worum geht’s bei diesen Studien der SAKK konkret?

Die SAKK ist die Organisation in der Schweiz, welche Studien für onkologische und hämatologische Erkrankungen durchführt, mit dem Ziel die Prognose dieser Patientinnen und Patienten zu verbessern. Am KSB pflegen wir eine sehr enge Kollaboration mit der SAKK.

Welche Innovationen und Entwicklungen in der Onkologie und Hämatologie sind zurzeit von besonderer Bedeutung?

Im Bereich der Therapien stehen sicherlich neue Formen der Immuntherapie im Zentrum. Im Laufe dieses Jahres werden auch bei uns schon erste Patienten mit neuen bispezifischen Antikörpern behandelt. Wir wollen noch genauer herausfinden, welche Therapie für welche Patienten am besten ist und die ganze Entwicklung im Bereich der Immuntherapie personalisieren. Die Individualisierung der Therapie muss die Zukunft werden. Wir wollen besser verstehen, welche Therapien für individuelle Patienten mit hohem Nutzen verbunden sind. Wenn wir aber schon im Voraus wissen, dass eine Therapie bei gewissen Patienten nicht aktiv sein wird, kann man ihnen das ersparen. Und auch kostentechnisch ist es natürlich von Vorteil, wenn man nicht alles ausprobieren muss, sondern schon relativ früh weiss, welche Therapie welchem Patienten helfen kann.

Wie viele Studien laufen zurzeit bei Ihnen?

Zurzeit betreut unser Team mit zwei Studienkoordinatorinnen, 15 Kaderärzten und sechs Assistenzärzten über 30 verschiedene Studien, bei denen wir Patientinnen und Patienten einschliessen können: hauptsächlich sind dies klinische Studien, in welchen wir neue Therapien untersuchen. Und wir werden unser Team noch weiter ausbauen. Viele dieser Studien sind internationale Studien. Unser Ziel ist es, allen Patientinnen und Patienten die Möglichkeit zu geben, an der Innovation in der Medizin teilzuhaben und Zugang zu neuen Therapieformen zu erhalten.

Sie haben vorhin schon mal die Zukunft angesprochen. Was sind zukünftige Projekte von Ihnen und Ihrem Team?

Eine sehr spannende Studie ist gerade noch in  der letzten Phase der Planung: Anhand von zirkulierenden DNA-Analysen bei metastasischem Lungenkrebs wollen wir bei Patienten, die bereits eine Immuntherapie erhalten, herausfinden, wie wir die Therapie intensivieren und individualisieren können. An dieser Studie nehmen über elf Zentren in der Schweiz teil.

Wie schwierig ist es, Patientinnen und Patienten als Studienteilnehmende zu gewinnen?

Wichtig ist, dass die behandelnden Ärzte davon überzeugt sind, dass es sich um eine wichtige Studie handelt. Auch sollten wir den Patientinnen und Patienten es gut erklären und ihnen den Nutzen aufzeigen. Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, Patienten gut aufzuklären und ihnen realistische Vorstellungen zu vermitteln. Und dann ist es nicht so schwierig, Studien-Patientinnen und Patienten zu finden.

Was macht in Ihren Auge eine Studie erfolgreich?

Im Idealfall zeigt eine Studie natürlich, dass die untersuchte Therapie besser ist, als das, was wir bisher genutzt haben.
Studien laufen unterschiedlich lange, in der Regel ein bis vier Jahre. Aus der Mehrheit der Studien gibt es Konsequenzen, wenn auch nicht immer sofort nach Abschluss der Studie. Aber alle Erkenntnisse – sowohl positive wie auch negative – führen uns weiter und helfen uns, weiterzukommen, besser zu werden und die Erkenntnisse in anderen und künftigen Studien einfliessen zu lassen.

Prof. Dr. Sacha Rothschild

Lesen Sie hier bald ein weiteres Interview zum Thema Innovation in der Onkologie und Hämatologie mit Maximilian Grimm, Innovationsmanager am Health Innovation Hub am KSB.

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